«Die Umgestaltung war der richtige Entscheid»

Tamaris Klingenberg, Thomas Schulte Natur, Klima
Natur, Klima
  • Text: Julia Konstantinidis
  • Fotos: Roland Schmid

Kurzprofil

Stiftung Haus Momo & Schulte Gartenbau


http://www.momobasel.ch/

greencitywall.ch

Tamaris Klingenberg und Thomas Schulte

1/5 Heimleiterin Tamaris Klingenberg und Thomas Schulte verwandelten das klassische Umgebungsgrün in einen innovativen Ort der Begegnung.

«Die Umgestaltung war der richtige Entscheid»

Tamaris Klingenberg, Thomas Schulte; Stiftung Haus Momo, Schulte Gartenbau

Der Hinterhof des Pflegeheims Momo im Gundeli ist heute ein Ort der Biodiversität und der Begegnung – dank einer besonderen Wandbegrünung und der Bepflanzung mit Stauden.

Tamaris Klingenberg, Thomas Schulte
Natur, Klima
  • Text: Julia Konstantinidis
  • Fotos: Roland Schmid

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Stiftung Haus Momo & Schulte Gartenbau


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Wenn die Bewohnerinnen und Bewohner des Pflegeheims Momo aus dem Fenster in den Innenhof schauen, blicken sie nicht etwa auf graue Rückseiten von Nachbarhäusern. Nein, vor sich haben sie eine 40 Meter lange und vier Meter hohe Wand, an der nicht weniger als 5’500 Staudenpflanzen zu unterschiedlichen Jahreszeiten blühen. Derzeit sind es vor allem Storchenschnabel, Waldsteinia und Iberis – in Rosa, Gelb und Weiss.

«Wir achten bei der Bepflanzung darauf, dass möglichst zu jeder Zeit etwas blüht», sagt Thomas Schulte. Doch auch sonst ist die Mauer ein grüner Blickfang: 80 Prozent der Pflanzen sind immergrüne Gewächse. Der Gartenbauer ist verantwortlich für die Gestaltung des Gartens im Hinterhof des Hauses an der Bruderholzstrasse, in dem neben dem Pflegeheim auch eine Kita und ein Café untergebracht sind.

«Die vertikale Begrünung senkt die Kosten für Heizung und Kühlung um bis zu ein Drittel.»

Thomas Schulte

"Greencity-Wall", unterschiedliche Pflanzenarten wurden an einer Wand befestigt und angepflanzt.

Das System, mit dem es möglich ist, dass die Pflanzen vertikal an der Wand wachsen, hat Schulte gemeinsam mit einem Partner entwickelt. Es wurde 2020 vom Energieforum Sun21 ausgezeichnet: Die «Greencity-Wall» wird mit Modulen, für die sich Schulte von Lego inspirieren liess, entweder freistehend oder entlang einer Fassade aufgebaut und mit Mineralsubstrat befüllt. Durch die Löcher in den Modulen können die Pflanzen aus der Mauer hinauswachsen. Die Bewässerungsanlage funktioniert über mehrere Stufen damit nur so viel Wasser zugeführt wird, wie nötig ist. Nichts fliesst ungenutzt ins Erdreich. «Die grüne Wand verbessert das Mikroklima, bindet den Feinstaub und fördert die Sauerstoffproduktion sowie die Biodiversität», sagt Schulte. Im Sommer halten die Pflanzen zudem die Hitze von den Mauern ab und im Winter wirken sie für das dahinterliegende Gebäude isolierend und «senken somit die Kosten für Heizung und Kühlung», weiss Schulte. Bis zu 30 Prozent des Energieaufwands könne so eingespart werden.

 

Thomas Schulte, Heimleiter von Stiftung Haus Momo.

Ebenfalls um Energiekosten zu sparen, sanierte das Pflegeheim in den Jahren 2021 und 2022 seine Fassade. «Dadurch wurde der Rasen, den wir damals noch hatten, stark in Mitleidenschaft gezogen», erklärt Tamaris Klingenberg, die das Heim seit einem Jahr leitet. «Deshalb entschloss sich die frühere Heimleitung zu einer Neugestaltung des Hofs im Sinne eines Begegnungsorts und mit dem Fokus auf die Biodiversität.»

Als Gartenbauer Schulte 2022 mit dieser Aufgabe betraut wurde, kommentierte er etwas salopp, die Mauer am hinteren Ende des Gartens sei schon ein wenig «gruusig». Dass sein Vorschlag, die Mauer vertikal zu begrünen, schliesslich umgesetzt wurde, hat auch damit zu tun, dass das im Aufbau aufwendige Projekt im Rahmen des Mehrwertabgabefonds von der Stadt Basel finanziell unterstützt wurde. Mit diesem Fonds bringt die Stadt u.a. Vorhaben für mehr Biodiversität voran und fördert Klimaschutz- und Klimaadaptionsmassnahmen, die den Effekt von Hitzeinseln mindern sollen.

«Wir wollten einen Ort der Biodiversität und der Begegnung schaffen.»

Tamaris Klingenberg

Tamaris Klingenberg, die Heimleiterin vom Stiftung Haus Momo.

Nebst der vertikalen Begrünung, die im Dezember 2022 realisiert wurde, veränderte sich in den vergangenen zwei Jahren auch das übrige Erscheinungsbild des Gartens. Wo einst Kies oder Rasen den Boden bedeckten, wachsen heute Stauden. Die Wege sind nicht mehr schnurgerade wie früher, sondern verlaufen gewunden durch den Garten. Dort gedeihen nebst den Blumen auch Beerenstauden, und mehrere Hochbeete ergänzen die Bepflanzung am Boden. «Die Hochbeete bewirtschaften wir mit unserer Gartengruppe», sagt Heimleiterin Klingenberg. Die Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Köche des Heims ernten und verarbeiten das Gemüse aus dem eigenen Garten. «Letztes Jahr wussten wir gar nicht mehr wohin mit den vielen Zucchetti», sagt Klingenberg lachend. Auch die Kinder aus der Kita betreuen ein Hochbeet und nutzen, wie die Seniorinnen, den Garten für ein paar Runden an der frischen Luft. So wird der Garten wie von selbst zu dem, was er sein soll: ein Ort der Begegnung.

 

Neugestaltung Hof der Stiftung Haus Momo

Heimleiterin Klingenberg freut sich auf den Frühling: «Ich bin gespannt darauf, wie die Pflanzen nun wachsen und blühen.» Zwar sei der Unterhalt der Wandbegrünung und des umgestalteten Gartens in den ersten Jahren intensiver als die Pflege des Rasens, den man früher hatte. «Die Umgestaltung war aber ganz sicher der richtige Entscheid.»

Publiziert im Mai 2024

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